Badevergnügen im Neckar
In den 1920er Jahren wird es angefangen haben, vorher wohl nicht, weil die Kinder zur Feldarbeit gebraucht wurden und nicht faulenzen durften. Allmählich setzte es dann ein, tagsüber Schulkinder. abends Lehrbuben und schon bei Nacht einige sportliche ältere Semester: kaum Frauen, wo hätten sie sich auch züchtig umziehen können. Der Hauptbadeplatz war an der .,Fall" und am Ende des Wehres. wo die wichtigen Stötzla die Wehrbretter halten. Jedem modernen Abenteuerspielplatz überlegen war der Kiesrucken mit seinem Gestrüpp, den seichten Wasserrinnen und den Gumpen, die vom Kiesabbau entstanden sind. In der Rinne direkt unter dem Wehr schwammen mitunter Barben, die man fangen wollte. Da musste der Maier Gottlieb. ein Fischer, oft fürchterlich aus seinem Stubenfenster vom gegenüberliegenden Neckarufer her schimpfen.
Zurück zum Baden. Je mehr Stötzchen man von oben schaffte, desto fortgeschrittener war man beim Schwimmen lernen. Ein Fuß auf dem Boden, den Kopf leider möglichst weit aus dem Wasser, dieser Fehler blieb bei manchem haften. Am Beginn der Mauer war Schluss der Übungsstrecke, es wurde bald tief. Der Freischwimmerschein war quasi, wenn man es schaffte, mit gehöriger Vorgabe, wegen der starken Strömung. über den Neckar zum Stäffele am Schwanenhäusle zu schwimmen. Das gelang einigen schon bevor sie zur Schule kamen!! Manche mussten dabei von den ziemlich rüden Älteren aus Seenot gerettet werden. Zu deren Ehre sei gesagt, dass während der Badesaison niemand ertrinken musste. Selbst die 4 -5 jährigen waren ohne Aufsicht. Nun gehörte man zu den Schwimmer/innen, deren Bereich vor der Betonmauer und der Fall war. Noch musste man Acht geben, dass man nicht durch den Sog an den Rechen gezogen wurde. weil man von dort nicht mehr wegkam. Rückenschwimmen war schon zügiger als Brustschwimmen, bei dem man immer noch zu steil im Wasser lag und den Kopf weit herausstreckte. Man grätschte mit den Beinen und ruderte seitlich mit den Armen. Damit konnte man schon vor dem Getunkt-werden fliehen, außerdem hatte der Angreifer die Beine vor dem Gesicht. Meist Mädchen mussten sich so helfen. Eine Spezialität war der ..Seitenschwomm". Man stieß die untere Hand vor, gleichzeitig zog die obere Hand kräftig durch und die Beine vollzogen eine Schere. Tatsächlich ging es damit ordentlich voran. Mehr eine Angabe war das praktizierte Kraulen, eine Kreuzung mit dem Brustschwimmen, aber man konnte bei jedem Zug den Kopf mit den nassen Haaren nach links oder rechts schmeißen und das sah gekonnt aus.
Besonders produzierte man sich an Sonntagen. wenn sich Zuschauer einfanden. Man köpferte in einem fort und gab auch sonst sein Bestes, bis der Vater zwanzig Pfennige herausrückte, damit konnte man beim Schwanenwirt Christian bzw. seiner Kathre eine Rote mit Wecken kaufen, die man dann genüsslich auf dem immer gut besetzten Stangenlager der Fa. Röhm verdrückte. Wollte man eine längere Strecke schwimmen, schlitterte man das Wehr hinauf zum Sportplatz. Oft gab es unterwegs eine Schlacht mit Algenbatzen, jeder gegen jeden, so dass man bald total geschwärzt war. Hatte eine Gruppe mal einen sportlichen Anfall, ging es im Dauerlauf in die Schütte hinaus. Dort ging es gesetzter zu, man lagerte beschaulicher auf Teppichen. An der Fall tat man das auf den knallheißen Betonröhren, vorausgesetzt man durfte gnädigst hinauf. Gebadet im wörtlichen Sinne wurde auch, vornehmlich Sonntagmorgens. Man seifte sich demonstrativ gründlich ein, um sich dann prustend ins Wasser zu stürzen.
So ganz ungetrübt war das Vergnügen nicht für alle. Der Einstieg über die Fall war ein Zwangspaß. Da saßen mitunter Kerle, die je nach Laune Mädchen oder schwächere Buben über die Fall hinunter schmissen. Sie freuten sich daran, wie diese mehr oder weniger schnepfend dem Ufer zustrebten. Aufsicht war beim ganzen Geschehen ein Fremdwort.
Quelle: unbekannt