Die ev. Gemeinschaft Mittelstadt
Nahe der Ortsmitte steht auf einer kleinen Anhöhe ein schlichtes Gotteshaus — die Ebenezer-Kapelle. Das Haus bildet den Mittelpunkt der Gemeindearbeit der Ev. Gemeinschaft.
Diese Freikirche ist während einer Erweckungsbewegung um das Jahr i800 unter deutschen Einwanderern in Amerika entstanden. Der Gründer Jakob Albrecht gab, einem inneren Drange folgend, sein selbständiges Geschäft, eine Ziegelei, auf, um seinen Landsleuten das Evangelium von Jesus Christus zu verkündigen. Einige der Auswanderer kehrten etwa 185o nach Deutschland zurück, um auch in der Heimat diese Botschaft weiterzusagen. Da sich in dieser Zeit das kirchliche Leben teilweise in äußeren Formen verlor, wurden durch diese missionarische Tätigkeit die Menschen vom Wort Gottes angesprochen. Mangelndes Verständnis von seiten der Kirche bestimmte diese Menschen, eine eigene Organisation zu bilden, und so entstand die Ev. Gemeinschaft in Deutschland.
Um 1862 kamen auch Prediger der Ev. Gemeinschaft nach Mittelstadt. Zunächst versammelte sich die Gemeinde unter einfachsten Verhältnissen in einer Hausgemeinschaft. Etwa 20 Jahre später wurde im Zehnthof ein größerer Raum gemietet. Hier entstand 1882 die erste Sonntagsschule in Mittelstadt. Im Jahr 1895 stellte das Gemeindeglied Jakob Bader einen größeren Saal in der Metzinger Straße zur Verfügung. Dort versammelte sich die Ev. Gemeinschaft bis zum Bau einer eigenen Kirche. Während dieser Zeit entwickelte sich das Gemeinschaftsleben in sehr fruchtbarer Weise. Im Jahre 1903 wurde ein Posaunenchor ins Leben gerufen. Zudem bereicherten schon um diese Zeit ein gemischter Chor und ein Männerchor den Gottesdienst durch gesangliche Darbietungen. Auch die Jugendarbeit wurde in der Ev. Gemeinschaft von Anfang an gepflegt. Mehrere Jahrzehnte hindurch, bis zur zwangsweisen Auflösung in den Jahren nach 1933 durch das NS-Regime, bestand ein Jugend-verein, dem eine männliche Jugendabteilung, ein Krankenverein und ein Frauen-missionskreis — der »Arbeitsverein« — angeschlossen waren. Der Jugendverein war der Ausgangspunkt für eine vielfältige missionarisdie Tätigkeit. Mit Unterstützung des Posaunenchors wurden in vielen Gemeinden der Umgebung Missionsversammlungen abgehalten, wobei die Menschen durch Zeugnisse und Traktate auf das Wort Gottes hingewiesen wurden.
Nach dem 2. Weltkrieg erwachte erneut der langgehegte Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Trotz vieler Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, konnte im Oktober 1953 die Grundsteinlegung stattfinden. Unter tatkräftiger Mithilfe aller Gemeindeglieder, samt dem in Pliezhausen wohnenden Prediger, schritt der Bau rasch voran. Groß war die Freude, als schon am 6. 6. 1954 die neue Kapelle eingeweiht werden konnte. Nach weiteren 5 Jahren wurde zur Vervollständigung der Einrichtung noch eine Orgel angeschafft.
Ein Hauptanliegen der Ev. Gemeinschaft, neben den regelmäßig stattfindenden Gottesdiensten, ist auch heute noch das missionarische Wirken. In der Sonntagsschule, der Mädchen- und Knabenjungschar und im Jugendkreis wird versucht, die Jugend zu Christus zu führen. Die jährlich stattfindenden Evangelisationsversammlungen sollen besonders dazu beitragen, die breite Öffentlichkeit auf die Notwendigkeit einer Entscheidung für Christus hinzuweisen. Die Chöre haben die Aufgabe, alle diese Arbeit durch ihr Mitwirken zu unterstützen. überörtlich ist die Ev. Gemeinschaft auch in der äußeren Mission tätig. Es werden u. a. Missionsstationen in Afrika, Japan und Südamerika unterhalten. Außerdem besteht ein Diakonissenmutterhaus mit Krankenhäusern in Wuppertal-Elberfeld, Stuttgart und Ulm. Das Ziel der Ev. Gemeinschaft ist es, in der ökumenischen Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen den Menschen die frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkündigen.
Namen der Prediger, die dem Gemeindebezirk seit 1865 gedient haben:
J. G. Wollpert
J. Neuffer
J. Zipperer
G. Sorg
W. A. Stark
W. Manale
A. Neese
D. Schauer
W. Zachmann
O. Schaffner
M. Plocher
Chr. Hahl
K. Meiswinkel
F. Fahrni
G. Eisele
A. Niethammer
J. Dauner K. Bauknecht (1932-1938)
R. Vöhringer (1938-1954)
R. Stehle (1954-1959)
E. Meyer (seit 1959)