erste urkundliche Erwähnung
In der jüngeren einschlägigen Literatur sowie in den Urkundeneditionen wird die erste schriftliche Erwähnung des Ortsnamens Mittelstadt für das Jahr 1245 angegeben. So heißt es in dem von Dorothea Reuter verfassten Beitrag über Mittelstadt in der amtlichen Kreisbeschreibung (Der Landkreis Reutlingen, Bd. II, herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Reutlingen, Sigmaringen 1997, S. 417): Die erste schriftliche Erwähnung des Ortsnamens stammt von 1245 (Mvtilstat, 1254 Mutilstat, 1268 Mvthilstat, Mutelstat, vom Personennamen Mutili). Er deutet auf eine Siedlung der älteren Ausbauzeit hin. Im 15ten Jahrhundert wurde der Name im Sinne von Ort in der Mitte umgedeutet .
Die Autorin bezieht sich hierbei auf eine Urkunde vom 6. November 1245, in der Graf Ulrich von Berg das Eigentum der Mühle zu Maselheim an das Kloster Heggbach übergibt. Als Zeuge fungiert dabei unter anderen ein B. de Mvtilstat . Diese Urkunde ist im Württembergischen Urkundenbuch, dem zentralen Editionswerk zur mittelalterlichen Geschichte Südwestdeutschlands (11 Bände, erschienen 1849 1913), im 4ten Band (Nachtrag Nr. 147, Seite 445 f. mit Verbesserungen S. 490) ediert. Die Identifizierung von Mvtilstat als Mittelstadt wird dabei mit dem einstmaligen Besitz des Ortes durch den Grafen von Berg und Schelklingen begründet. Die Urkunde befindet sich heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand B 456 Zisterzienserkloster Heggbach, U8 (+). In dem von Mauer, Schäfer, Weckbach und Wahl in den Jahren 1956 1961 bearbeiteten Archivrepertorium beziehungsweise dem von Bernhard Thiel erstellten Online-Findbuch zum Bestand B 456 aus dem Jahr 2004 wurde entsprechend dem Württembergischen Urkundenbuch ebenfalls Mittelstadt als Identifizierung des Zeugens B. de Mvtilstat übernommen.
Das Württembergische Urkundenbuch ist seit 2008 zudem in überarbeiteter und ergänzter Fassung online zugänglich und bietet durch die Verknüpfung der in den Urkunden genannten Orte mit dem Thesaurus Siedlungen in Baden-Württemberg eine Recherche nach modernen Ortsnamen. Bei der Suche nach Mittelstadt wird als jüngste von insgesamt neun Urkunden entsprechend die Urkunde vom 6. November 1245 aufgeführt.
Der hier als Zeuge auftretende Niederadlige dürfte mit dem gleichnamigen Zeugen in einer weiteren Urkunde vom 10. März 1254 personengleich sein ( B. de Mutilstat , WUB, 5ter Band Nr. 1289, Seite 54 folgende, heute im Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv in Regensburg, Klosterurkunden Marchtal Nr. 22), der ebenfalls zum bergischen Gefolge gehörte. Wie Dorothea Reuter in der Amtlichen Kreisbeschreibung anführt, sind von ihm nur diese beiden Schriftzeugnisse bekannt, die ihn wegen seiner Stellung am Ende der Zeugenreihen als eher nachgeordneten Mann kennzeichnet.
Eine weitere Nennung Mittelstadts liegt für das Jahr 1268 vor (WUB, 6ter Band, Nr. 1988, Seite 384 folgende). In einer Urkunde vom 3. März 1268 überträgt Graf Ulrich von Berg dem Kloster Pfullingen das vole Eigentumsrecht an den von seinen Lehensleuten, den Edlen Sigbot und Rudolf von Hundersingen, an dasselbe verkaufte Besitzungen in Mittelstadt ( Mvthilstat ). Diese Urkunde befindet sich heute ebenfalls im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand A 514 Kloster Pfullingen, U 164.
Zweifel an der Zuschreibung der beiden Urkunden von 1245 und 1254 auf Mittelstadt werden lediglich in der älteren Literatur (Otto von Alberti, Württembergisches Adels- und Wappenbuch, 1ter Band, Stuttgart 1889 1898 bzw. Beschreibungen des Oberamtes Urach, Stuttgart 1909) erhoben, die auch eine Auflösung als Meidelstetten, Oberamt Münsingen, für denkbar halten. Dagegen nimmt auch Walter Brants Mittelstadt in Vergangenheit und Gegenwart, Mittelstadt 1965, eine Identifizierung des B. de Mutilstat als Mittelstädter Adelsgeschlecht als ziemlich sicher (S. 65) an.
Als Fazit kann daher festgestellt werden, dass nach derzeitigem Forschungsstand von einer Erstnennung Mittelstadts für das Jahr 1245 auszugehen ist.