konstituierende Sitzung 2024

Nach vier Jahrzehnten im Dienst des Bezirksgemeinderats Mittelstadt hat Wilhelm Haug sein Amt niedergelegt. In einer bewegenden Abschiedsrede würdigte seine langjährige Stellvertreterin das außerordentliche Engagement des 74-Jährigen, der seit 1984 das politische Geschehen im Bezirk maßgeblich mitgestaltet hat.

Wilhelm Haug blickte in seiner Bilanz der letzten fünf Jahre auf eine bewegte und herausfordernde Zeit zurück, die er als „ungewöhnlich“ bezeichnete. Zu den prägenden Ereignissen zählte die Corona-Pandemie sowie der Beginn des Ukrainekriegs, der mit einem Anstieg an Geflüchteten verbunden war. Diese wurden in der örtlichen Festhalle untergebracht, was zu Einschränkungen im Vereinsleben führte. Auch Naturkatastrophen wie der Hagelsturm und das Hochwasser fielen in diesen Zeitraum. Besonders lobend erwähnte Haug dabei den Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr, die in der Krise Großartiges geleistet habe. „Ihr unermüdliches Engagement verdient höchste Anerkennung“, sagte er.

In seine Rückschau fiel zudem der Großbrand in der Riedericher Straße, der die Gemeinde schwer getroffen hatte. Doch nicht nur die großen Herausforderungen der letzten Jahre sprach Haug an – er äußerte auch Kritik. So bemängelte er, dass die Teilgemeinden mit Stadträten im Reutlinger Gemeinderat von der Stadt offenbar bevorzugt würden. Als konkretes Beispiel führte er die Schulmensa an, deren Bau trotz bereits geflossener Planungsmittel von mehreren Hunderttausend Euro nicht einmal mehr in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt enthalten sei.

Auch das stockende Tempo bei der Verkehrsberuhigung in der Heerstraße stieß bei Haug auf Unverständnis: „Während Bempflingen am anderen Ende der Straße längst eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h eingeführt hat, fehlt unserer Verwaltung hier der Mut, dem Beispiel zu folgen“, kritisierte er.

Dennoch gab es auch positive Entwicklungen, die Haug hervorhob: Der Ausbau der Straße nach Bempflingen sowie die Errichtung eines Wanderparkplatzes seien wichtige Fortschritte gewesen. Auch die Neugestaltung mehrerer Spielplätze nannte er als Beispiel für die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre.

Am Ende seiner Rede bedankte sich Haug bei allen, die den Mut gehabt hatten, sich für ein Amt zur Wahl zu stellen – wohlwissend, dass nicht jeder gewählt werden könne. „Genau dieser Mut macht unsere Demokratie lebendig“, betonte er abschließend.

„Du hast viel bewegt und den Bezirksgemeinderat durch Höhen und Tiefen geführt“, lobte seine Stellvertreterin Anette Bauer in ihrer Ansprache. Sie erinnerte an die Anfänge von Haugs politischem Wirken sowie an seine 15-jährige Amtszeit als Bezirksbürgermeister. In dieser Zeit habe er nicht nur Verantwortung übernommen, sondern sich auch durch zahllose Verwaltungsvorgänge und Gremiensitzungen gearbeitet.

Besonders hob sie Haugs ruhige und besonnene Art hervor, mit der er auch in schwierigen Zeiten stets die Übersicht bewahrte und oft dabei half, Konflikte zu entschärfen. Auch wenn nicht alle Projekte, die Haug anstieß, erfolgreich umgesetzt werden konnten, so sei sein Engagement und seine Ausdauer in der Verwaltungsarbeit beispiellos gewesen. „In der Verwaltung braucht es einen langen Atem, den hast du immer bewiesen“, betonte seine Stellvertreterin.

Nachdem Wilhelm Haug kürzlich sein Elektrofachgeschäft in jüngere Hände übergeben hat und nicht mehr für den Bezirksgemeinderat kandidierte, beginnt für ihn nun der wohlverdiente Ruhestand – oder wie seine Stellvertreterin es augenzwinkernd formulierte, der „(Un-)Ruhestand“.

Sein Abschied hinterlässt eine Lücke im Bezirksgemeinderat, denn Haugs langjährige Erfahrung und sein fundiertes Wissen werden künftig fehlen. „Auf dein gutes Gedächtnis war immer Verlass“, so die Rednerin. Nicht nur dieses Talent werde der Bezirksgemeinderat in Zukunft vermissen.

Zum Abschluss überreichte der Gemeinderat Wilhelm Haug ein Geschenk als Zeichen der Anerkennung: Ein Gutschein für ein Essen, das er gemeinsam mit seiner Frau genießen darf. Da Haug als leidenschaftlicher Hobbykoch bekannt ist, scherzte seine Stellvertreterin: „Nun, da du nicht mehr Chef vom Rathaus bist, sollst du wenigstens zum Chefkoch ernannt werden.“

Mit warmen Worten und einem herzlichen Dank für sein jahrzehntelanges Engagement verabschiedeten sich die Mitglieder des Bezirksgemeinderats von Wilhelm Haug, der sich nun auf die neuen Herausforderungen des Ruhestands freuen kann.

• Bezirksbürgermeister: Joachim Dieterich (einstimmig mit einer Enthaltung)

• 1. Stellvertreterin des Bezirksbürgermeisters: Anette Bauer (einstimmig mit einer Enthaltung)

• 2. Stellvertreterin des Bezirksbürgermeisters: Leonie Neumann (einstimmig mit einer Enthaltung)

• Bau- und Verkehrsausschuss: Daniel Böhringer mit Stellvertreterin Leonie Neumann

• Finanzausschuss: Danny Kehrer mit Stellvertreterin Sonja Nußmann

• Umlegungsausschuss: Leonie Neumann mit Stellvertreter Adrian Bazlen

• Vermittlungsausschuss: Sonja Nußmann (Oliver Kunst), Daniel Böhringer (Danny Kehrer), Thomas Kertschek (Martin Thumm)

• Abwasserzweckverband: Anette Bauer, Britta Pflugbeil-Görner, Martin Thumm, Thomas Kertschek, Oliver Kunst

Wilhelm Haug wird nach 40 Jahren im Bezirksgemeinderat und 15 Jahren als Bezirksbürgermeister verabschiedet

Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung wurde Wilhelm Haug, der langjährige Bezirksbürgermeister von Mittelstadt, vom Oberbürgermeister Thomas Keck für seine beeindruckenden 40 Jahre Zugehörigkeit zum Bezirksgemeinderat und 15 Jahre an der Spitze des Bezirks geehrt. In seiner Laudatio hob Keck die herausragenden Verdienste von Haug hervor und bedankte sich im Namen der Stadt für dessen jahrzehntelanges Engagement zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger.

Auch die Lokalplattform Mittelstadt.info sprach Wilhelm Haug ihren tiefen Dank für seinen Einsatz aus und wünschte ihm alles Gute für seinen weiteren Lebensweg. Wilhelm Haug hat sich über viele Jahre hinweg unermüdlich für die Belange von unserem Dorfs eingesetzt und maßgeblich dazu beigetragen, Mittelstadt weiter voranzubringen. Wir alle sind ihm zu großem Dank verpflichtet.

Mit Wilhelm Haug verabschiedet sich eine Persönlichkeit, die das Gesicht der Stadt in den letzten Jahrzehnten entscheidend geprägt hat. Seine Verdienste werden in Mittelstadt nicht so schnell in Vergessenheit geraten.